Nachdem "Mathilde und der Duft der Bücher" von Anne Delaflotte eine beachtliche Zeit ungelesen in meinem Regal stand, zog ich kürzlich das entsprechende Los aus meinem SUB-Lostopf. Und ich freute mich auf die Lektüre, denn ein Buch über die Liebe zu Büchern - das klang toll! Warum ich dieses kurze Werk allerdings nicht mal zu Ende las, erfahrt ihr hier.
Ein guter Buchbinder liest nicht, hat Mathildes Großvater immer gesagt. Doch wie soll sie der Versuchung widerstehen? Da betritt dieser gutaussehende junge Mann ihre Werkstatt in dem kleinen Dorf in der Dordogne, in das sie vor kurzem gezogen ist. Und er überreicht ihr dieses geheimnisvolle alte Buch mit Brandspuren. Es enthält Zeichnungen und Aquarelle einer Tempelanlage im Wald. Beim Restaurieren entdeckt Mathilde außerdem eine im Rücken verborgene, handgeschriebene Namensliste. Als sie den Spuren dieser Namen nachgeht, stößt sie auf ein Geheimnis aus der deutschen Besatzungszeit, das bis heute nachwirkt. Mit französischer Leichtigkeit erzählt Anne Delaflotte diese stimmungsvolle, sinnliche Geschichte über eine junge Frau und ihre Passion für die Welt der Bücher.Ihr seht schon, ich musste den Rückentext kopieren, weil ich es partout nicht hingekriegt habe, eine eigene Inhaltsbeschreibung zu verfassen. Warum? Weil es mir selbst nach der Hälfte des Buches nicht klar war, was es mir eigentlich sagen will. Auch nach fünfzig gelesenen Prozent ist dieses Buch in etwa so inhaltslos wie der Fressnapf meines dauerhungrigen Katers. Und man liest und liest, fragt sich, ob da noch was kommt, aber es wird einfach nichts draus. Irritierend.
(Quelle: amazon.de)
Das Desaster beginnt mit der Protagonistin Mathilde, die die ganze Zeit über eine ziemlich blasse Gestalt bleibt. Hin und wieder blitzt da sowas wie Charakter auf, doch selten habe ich eine so schnarchige Hauptfigur erlebt. Keine Ecken und Kanten, einfach nur nett und ein bißchen zu verträumt. Die regelmäßig auftauchenden Nebendarsteller hatten weitaus mehr Persönlichkeit und ich hätte getrost auf Mathilde verzichten können, wenn ich dafür mehr von ihnen hätte lesen dürfen.
Anne Delaflotte ist eine Meisterin im Setzen falscher Prioritäten. Die oben erwähnte "französische Leichtigkeit" ist leider nichts anderes als völlige Belanglosigkeit. Statt ihren Fokus auf sowas wie einen Spannungsbogen zu lenken, verliert sie sich in detaillierten Beschreibungen, die vielleicht mal nett zu lesen sind, aber nicht alle paar Seiten auftauchen sollten. Auch wenn ich immer noch keine Ahnung habe, worum es in diesem Roman geht, bin ich nun im Bilde über über die Buchbinderkunst und weiß auch was über Uhrwerke. Hurra.
Delaflotte legt ihr Hauptaugenmerk auf die Dinge, die ihr ganz persönlich wohl am interessantesten erscheinen. Die Frau ist nämlich Buchbinderin. Dass ihre Leidenschaft der Plotentwicklung entgegen wirkt, ist ihr dabei wohl völlig entgangen. Auch ihre Liebe zu Büchern kommt zum Tragen (hurra?), denn regelmäßig wird aus "Cyrano" zitiert, den Mathilde so gerne mag. Leider ist das für den Verlauf der Handlung völlig irrelevant und wenn man diese Passagen ignoriert, entgeht einem mal so gar nichts.
Ihr könnt euch also vorstellen, dass dieses Buch ohne größere Ereignisse dahinplätschert. Lediglich Mathildes Kunde, der vielleicht für zehn Minuten im Laden ist und um den sich eine geheimnisvolle Aura rankt, ist ein wenig spannend. Doch aus dessen Tod (kein wirklicher Spoiler, der stirbt gleich am Anfang), webt Delaflotte kein Drama, keine Intensität - nein, Mathilde schmalzt rum und man wird das Gefühl nicht los, dass die sich allmählich in einen kalten Körper verknallt. Das ist Reinsteigern deluxe und darüber hinaus auch noch extrem eklig.
Titel: Mathilde und der Duft der Bücher
Autor: Delaflotte, Anne
Originaltitel: La relieuse du gué
Verlag: Kindler
Genre: Roman
Seitenzahl: 256
Preis: ab ca. 7€ (gebundene Ausgabe, Restexemplare) | 8,99€ (TB) | 8,99€ (Kindle Edition)
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