"Keine zwei Menschen lesen jemals das gleiche Buch." - Edmund Wilson
Oder doch?
Gerade auf Facebook bin ich gerne aktiv in diversen Büchergruppen. Dort gibt es diverse, sich immer wiederholende, Fragen. Ein Tolino oder ein Kindle? Überhaupt eReader? Indie-Autoren ja oder nein? Wie groß ist dein SUB? Über diese Fragen scheint sich die Buch-Community schier endlos austauschen zu können.
Was sie allerdings noch sehr gut zu beherrschen scheint, ist das Empfehlen der ewig gleichen Bücher und Autoren. Da mir das inzwischen immer mehr auffällt, drängte sich die Frage auf, ob wir tatsächlich alle das Gleiche lesen. Versteht mich nicht falsch, wir lesen natürlich nicht alle das Gleiche. Doch gibt es eine deutliche Gewichtung, von der ich wissen möchte, woher sie kommt.
Fragt man nach einem spannenden Krimi oder Thriller, schreien die Ersten man solle doch einen Fitzek lesen. Dann trudeln allmählich die Leser ein, die z.B. einen Jo Nesbo empfehlen. Oder eine Karin Slaughter. Fragt man nach etwas aus dem Fantasy Bereich, bombadieren einen die Leser mit Jugendbuch-Dystopien mit bestenfalls fantastischer Basis und reichlich Beziehungsdreieck-Gedöns. Etwas fürs Herz? "Ein ganzes halbes Jahr", "Weil ich Layken liebe", "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" - ganz groß dabei momentan. Man kann sich die Antworten praktisch selbst geben. Will man etwas, das man noch nicht hunderte Male in anderen Threads gesehen hat, muss man schon konkreter werden. Damit werden die Antworten aber auch automatisch weniger. Als ob es darüber hinaus nicht mehr viel gäbe.
Lesen wir wirklich so massentauglich? Wo sind die Autoren, die nicht die Bestsellerlisten rauf und runter fahren und zu Unrecht übersehen werden? Warum kann sich die Masse dafür nicht begeistern? Ist es die Anstrengung, die man unternehmen muss, sie zu finden?
Der Buchmarkt ist im Fluss. Erst kürzlich beklagte sich jemand, in ihrer Buchhandlung schrumpfe das Regal für Vampirfantasy und deren animalischen Kollegen auf ein Kleinstmaß. Was werden wir wohl morgen lesen? Wahrscheinlich mehr Gay/Bi-Romance, sobald auch noch der letzte Trittbrettfahrer von "Shades of Grey" das Zeitliche gesegnet hat.
Generell ist der so genannte "Mommy Porn" ein extrem beliebtes Thema unter den weiblichen Lesern. Da hat man wenigstens noch aufregenden Sex in Buchform. Indie-Autoren zu diesem Genre werden gefühlt im Stundentakt geboren. Die Erotik-eBooks explodieren in ihren Zahlen, so wie die Protagonisten in ihre bebenden Wunderweiber. Und während die berufstätige Ehefrau morgens in der Bahn verträumt auf ihren eReader starrt, haut am anderen Ende der Welt wieder eine Abigail F. Lovelust in ihre Tasten um ihr Studium zu finanzieren. Wenn es ihr zu langweilig wird, kann sie immerhin noch "Dinosaur Porn" schreiben.
Ist es der Markt, der uns diktiert, was wir zu lesen haben? Oder dürsten wir nach solchen, immer gleichen, Büchern? Sind es am Ende wir, die wir uns langweilen wollen?
Aleshanee · vor 552 Wochen
Ein sehr interessanter Beitrag :)
Ich zähle mich aber nicht wirklich zu denen, die du hier aufzählst.
Ich lese zwar schon auch Mainstream und lasse mich dann gerne verleiten, sowas auszuprobieren, aber ich behalt mir immer noch meine Meinung.
Da fällt mir gerade Selection ein, was ja wochenlang ein riesig großes Thema war: interessiert mich z. B. überhaupt nicht. Genauso "Weil ich Layken liebe" oder "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" ...
Gerade bei Fantasy gibt es viele tolle Bücher (und ich weigere mich auch, diese ganzen Vampirschnulzen zu lesen), die kaum jemand kennt, und da sind richtige Diamanten dabei :)
Aber es ist halt auch so, das Bücher, die im Gespräch sind, natürlich auch schnell eine breitere Masse haben, als die, über die kaum jemand spricht. Gerade Fantasy: Die Locke Lamora Reihe von Scott Lynch ist wirklich genial, kennt aber kaum jemand. Die Codex Alera Reihe von Jim Butcher, davon war ich echt begeistert und mit 6 Bänden auch noch überschaubar, kenn auch kaum jemand. Das Schwert der Wahrheit - eine geniale Saga! Sind mir wenige untergekommen, die die gelesen haben.
Gerade in Facebook werden eben immer über Trends geredet und irgendwo muss halt einen Plattform sein, bei der man darin schwelgen kann :)
"Der Markt diktiert" natürlich, aber auch nur bedingt. Man muss sich eben auch anderweitig umschauen und umhören, dann findet man auch unentdeckte Schätze!
Liebste Grüße, Aleshanee
Wortwanderin 46p · vor 552 Wochen
Locke Lamora wurde mir schon mehrfach wärmstens empfohlen, vielleicht gehe ich das "Risiko" dann doch mal ein und lese es auch. Aber du hast recht, die Reihe kennen nicht viele..oder wissen überhaupt, dass das eine Reihe ist.
Du bist jetzt auch heute die Zweite, die vom Schwert der Wahrheit schwärmt. Das überzeugt mich dann doch, mir das näher anzusehen. Scheint ja richtig gut zu sein. Und ich suche ohnehin noch gute Fantasy, die man nicht überall nachgeworfen bekommt.
Vielen Dank für die Empfehlungen! :)
Wortwanderin
Aleshanee · vor 552 Wochen
Krampus hat mir sogar noch besser gefallen, sehr abgefahren und super geschrieben!
Lena · vor 552 Wochen
LG,
deine neue Leserin Lena
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