Kiera Cass - The Selection (Selection #1)

Wortwanderin | 21. Juni 2013 | / / / |

Hallo miteinander,
der Sommer lädt zum Lesen auf dem heimischen Balkon ein und ich habe mir dafür endlich eine Buchreihe gegönnt, auf die ich schon lange aus war: Selection von Kiera Cass. Da die deutsche Ausgabe zum Kaufzeitpunkt ausverkauft und nicht nachbestellbar war, entschied ich mich fürs englischsprachige Original. Dieses gibt’s zum Glück als günstiges Taschenbuch mit dem gleichen wundervollen Cover wie die gebundene deutsche Version.
                                                            Buchdaten
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: HarperTeen
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0062059947
ISBN-13: 978-0062059949
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 17 Jahre
Preis: Gekauft habe ich das Buch in einer Buchhandlung um die Ecke zu einem Preis von ca. 8€.
The Selection bildet den ersten Band einer Trilogie. Der zweite Band ist auf Englisch bereits erschienen. Der Abschlussband folgt im Frühjahr 2014.
Blurb (Klappentext)
„Die Chance deines Lebens?
35 perfekte Mädchen – und eine von ihnen wird erwählt. Sie wird Prinz Maxon, den Thronfolger des Staates Illeá, heiraten. Für die hübsche America Singer ist das die Chance, aus einer niedrigen Kaste in die oberste Schicht der Gesellschaft aufzusteigen und damit ihre Familie aus der Armut zu befreien. Doch zu welchem Preis? Will sie vor den Augen des ganzen Landes mit den anderen Mädchen um die Gunst eines Prinzen konkurrieren, den sie gar nicht begehrt? Und will sie auf Aspen verzichten, ihre heimliche große Liebe?“
(Quelle: amazon.de)
Rahmenhandlung
Das Buch besitzt einen geringen dystopischen Hintergrund, denn der Plot spielt zu einer Zeit nach dem Vierten Weltkrieg. Nicht nur die USA existieren nicht mehr so, wie wir sie kennen. Stattdessen ist dort, wo damals die Staaten waren, nun das Land Illéa. Illéas Gesellschaft ist in ein Kastensystem unterteilt. Die erste Kaste ist dabei der Königsfamilie vorbehalten. Zwei und Drei bilden zum Beispiel angesehene Familien mit wichtigen Verbindungen politischen Interesses. Es geht hinunter bis Kaste Acht, in der die Obdachlosen und Hungernden ihr Dasein fristen.

Protagonistin America gehört der fünften Kaste an, in der sich Künstler, Sänger, Tänzer, Artisten tummeln. Das Leben am Existenzminimum ist machbar, aber hart. Sie ist Teil einer großen Familie, die sich gegenseitig immer unterstützt und alles teilt. Was America jedoch nicht teilt, ist ihr Geheimnis, dass sie seit zwei Jahren Aspen datet. Aspen, ihre erste große Liebe, ist eine Sechs und somit eine Kaste unter ihr. Eine offizielle Beziehung ist somit nahezu ausgeschlossen.

Parallel dazu ist Prinz Maxon endlich 18 geworden und muss heiraten. Eine Frau aus dem Volk. Dazu können sich landesweit Mädchen im heiratsfähigen Alter bewerben. Die Vorauswahl von 35 Mädchen wird schließlich ins Schloss eingeladen, wo sie in einem monatelangen Prozess um die Gunst des Prinzen buhlen. Unter den Augen der Kameras, die dieses Event in die Wohnzimmer Illéas bringen. Die Aussicht auf die Krone und ein sorgenfreies Leben veranlasst abertausende junge Frauen, sich für die „Selection“ einschreiben. America ist eine von ihnen. 

 Eigentlich hat sie keine Lust darauf und fürchtet, ausgewählt zu werden. Schließlich meldet sie sich nur an, weil ihre Mutter ihr einige Vorteile versprach. Doch die Masse an Einschreibungen entspannt sie – sie wird schon nicht gewählt werden, denkt sie. 

Es kommt, wie es kommen muss: Sie ist eine der 35. Für die Familie, die dafür belohnt wird, das gute Essen, die Flucht vorm Alltag geht sie ins Schloss.
Aber nicht für die Liebe oder gar Prinz Maxon. Denkt sie…


Leseeindrücke 

Wenn man sich die Idee der Geschichte ansieht, kommt einem direkt in den Sinn, dass es sich hierbei um einen Mix aus dem Bachelor und Panem handelt. Verkehrt ist das sicher nicht. Im Vergleich zum Bachelor ist die Motivation der 35 natürlich bierernst und für Panem ist die Geschichte zu leichtfüßig. Auch wenn wir hier durchaus dystopische Grundzüge haben, ist der Ton von The Selection eher unbeschwert. Die Autorin schafft es dabei meisterhaft, das vermeintlich oberflächliche Casting ebenso glaubhaft darzustellen, wie das Leben innerhalb der unteren Kasten.

Kiera Cass schreibt in einem ausschmückenden, aber nicht überbordenden Stil, der es dem Leser einfach macht, ins Schloss einzutauchen. Teil der Selection zu werden. Mir ist in den letzten Jahren nicht viel Lektüre untergekommen, die das so gut hinbekommt. Weiterhin bedient sie sich einem einfachen Englisch. Mit Schulenglisch kommt man mühelos durch. Von daher finde ich die Altersempfehlung ab 12 auch ganz treffend. 

Die Protagonistin America ist eine durchweg sympathische Person mit den richtigen Werten. Im Gegensatz zu manch anderer Anwärterin ist sie reduziert, bodenständig und verfügt über einen eigenen Kopf. Mir ist kein Moment gekommen, in dem ich ihr Handeln unverständlich oder gar nervig fand. Auch die restlichen Charaktere machen einen runden Eindruck. Neben der obligatorischen Erzfeindin finden wir ein Potpourri an Persönlichkeiten. Ganz besonders überrascht hat mich dabei Prinz Maxon, der gar nicht kitschig ist, sondern fürsorglich, erwachsen und humorvoll. Man kann ihn nicht hassen, selbst wenn man America lieber mit Aspen sehen würde (ich ja nicht, aber falls!).

The Selection ist ein modernes Märchen. Es ist nicht oberflächlich, aber eine schnelle Lektüre mit allen Aspekten, die man aus Kindermärchen kennt. Dadurch ist der Einstieg besonders leicht. Der dystopische Rahmen verleiht der Story eine gewisse Würze und bringt interessante Sichtweisen auf. Der Leser wird also animiert, sich ein Urteil zu bilden und Gesellschaftskritik zu üben. Ein spannender Nebeneffekt der dystopischen Jugendliteratur.
Fazit
Ich wusste, dass ich The Selection mögen würde, aber dass ich sie so gut finde, überrascht mich. Die Mixtur aus Märchen und Reality-TV funktioniert besser als gedacht und ließ mich nicht mehr los. Für ältere Semester ebenso prickelnd, wie für junge Leserinnen. Eine packend schöne Story um eine wirklich sympathische Hauptfigur. Von mir fünf verdiente Sternchen und eine dicke Leseempfehlung.

Dieser Artikel erschien auch auf anderen Meinungsplattformen.

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