Black Dagger Buchreihe

Wortwanderin | 24. Mai 2013 | / / |
Ja, ich mag Vampirgeschichten. Aber zickige Protagonistinnen, im Sonnenlicht funkelnde Weichspül-Beißer und eine seichte Teen-Lovestory? Nee, sowas von nicht. Wie gut, dass der Buchmarkt auch für Mädels mit anderen Ansprüchen genügend Lesefutter parat hält. Meinen persönlichen Favoriten möchte ich euch heute vorstellen. Ich versuche auch nicht zu sehr zu spoilern.


Es geht nämlich um die Buchreihe Black Dagger aus der Feder von Autorin J. R. Ward.
Die beschäftigt sich mit einer Bruderschaft mehrerer Vampire, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Erzfeinde genannt Lesser sowie deren Obermotz, Omega, auszuschalten.
Immerhin killen sich die herzlosen (wahrhaftig!) Albinos fröhlich durch die menschliche und vampirische Gesellschaft. Natürlich hat jeder der Brüder sein Päckchen zu tragen. Da ist der fast blinde König, der sich dem Druck zu regieren nicht stellen will. Da ist der tätowierte Schönling, der sich seinen Körper leider mit einem sehr eigensinnigen Biest teilen muss. Wieder ein Anderer hat ein ernsthaftes Drogenproblem. Und auch der Rest kämpft gegen persönliche Dämonen an. 

Was hilft solchen Kerlen am besten? Genau. Frauen. Und die liefert uns die Autorin in jedem einzelnen Band. Von Vampirfrauen, die gar nicht wissen, dass sie Vampirfrauen sind, bis zur Auserwählten aus dem vampirischen Jenseits ist alles dabei. Ist klar, dass Ward nun pro Band jeweils einen Bruder und eine Lady zusammenführt. Soweit zum Hauptteil eines jeden Buches. Parallel zur Liebesgeschichte wird die übergreifende Handlung weitergeführt, neue Charaktere vorgestellt, schon mal Appetit gemacht.

Kleiner Tipp: Mindestens die ersten zwei Bände lesen, damit die Handlung komplett in Gang kommen kann!

Gewalt, Sex und Helden


Klingt jetzt alles erstmal wenig spektakulär, irgendwie kitschig, ne? Ist es zum Glück nicht. Ich mit meiner Kitsch-Allergie, hätte Black Dagger sonst direkt weg gelegt. Der größte Pluspunkt dieser Serie ist die ausgeprägte Charakterdarstellung der Figuren. Plastisch, glaubwürdig, mit Ecken und Kanten. Das bringt sie dem Leser sehr nahe und es ist unmöglich sich nicht mit irgendwem (sind ja genug da) zu identifizieren. Das, wie ich es nenne, Boygroup-Phänonem greift hier voll.

Darüber hinaus sind die Brüder unter all ihren Problemchen richtig tolle Typen. Beziehungen zu ihren Frauen sind innig, liebevoll - ja, sie beten ihre Beste regelrecht an, auch wenn die Fetzen fliegen. Diese Kerle haben die richtigen Werte, jawoll! Dass man manchmal denkt, warum unsere echten Männer nicht aus so sein können, ist gewollt.

Wie die Begriffe Vampir und Fantasy schon implizieren, muss es ja auch irgendwo noch heiß her gehen. Und das tut es. Wer Black Dagger gelesen hat, wird bei literarischen Ergüssen wie 50 Shades of Grey bestenfalls müde lächeln. Die Buchreihe besteht zu einem beachtlichen Teil aus Sex. Leidenschaftlich triefendem Sex. Ein Wunder, dass die Buchseiten nicht nass werden. Doch wer jetzt an hingeklatschten Liebesszenen denkt, weil sie "halt geschrieben werden mussten", der irrt. Die Akte sind zum Großteil mit einer solchen Hingabe und Schönheit geschrieben, dass sie das Buch sogar noch aufwerten. 

Und auch wenn Ward letztlich jeden Bruder in seinem eigenen Band abgefrühstückt hat, ist die Luft trotzdem nie raus. Weil sie gekonnt eine übergreifende Handlung konstruiert, die einfach zieht. Man will wissen, wie es weitergeht. Sofort! Was wird aus..? Was passiert nach...? Und da war doch noch..! Auch das Friede-Freude-Eierkuchen Gesetz für glückliche Paare wird von Ward hier und da mal ignoriert. Diverse Wandlungen im Plot reißen den Leser von seinen unvorbereiteten Füßen. Manche Charaktere sterben, leiden oder verschwinden gar über Bände hinweg von der Bildfläche.

Für Zartbesaitete ist diese Reihe auch nur bedingt etwas. Selbstverständlich kann man einen erbitterten Kampf zweier Gemeinschaften nicht unblutig darstellen. In Black Dagger wird daher fröhlich rumgeprügelt, erschossen, aufgeschlitzt, hochgejagt, abgefackelt. Das passt aber sehr gut zur animalischen Seite unserer Lieblingsbrüder, die ja immerhin recht triebgesteuerte Vampire sind. 

Besser im Original lesen


Wer Englisch spricht, sollte diese Buchreihe unbedingt im Original lesen. Das hat zwei Gründe. Zuerst einmal wurde jeder englische Originalband in der deutschen Ausgabe in zwei Hälften geteilt. 1 englisches Buch = 2 deutsche. Wer sich fürs Original entscheidet, spart also nicht nur Geld, sondern genießt auch noch den herrlich unverfälschten, teils deftigen Ton der Brüder. Manche Witze ziehen auf Deutsch einfach nicht, weil durch die Übersetzung die Pointe verloren geht. Außerdem strotzt Black Dagger vor Umgangssprache, wer also noch was lernen will, ist hier genau richtig.

Das Original ist dennoch eher leichte Kost. Einfach verständlich fliegen die Buchseiten nur so dahin. Da stört es auch nicht, wenn der Band mal wieder über 500 Seiten stark ist. Ob die Teilung für die deutsche Auflage nötig war? Sicher nicht. Aber rentabler.

Fazit?


Ja, Frau Ward hat es geschafft eine spannende Buchreihe für die Freunde erwachsener Vampirliteratur zu schreiben. Black Dagger ist mit Sicherheit nichts für Anhänger der einfach gestrickten Liebesromane. Vampire hin oder her. Äußerst gelungen ist die Kombination von einem überraschend guten Plot und dem eher erwarteten Vampir-Gedöns. Die Mischung ist süchtig machend. Köstlich. Man möchte sich die Finger lecken.

Mir ist völlig unbegreiflich, warum diese Reihe nicht mehr männliche Anhänger hat, sind hier doch alle Aspekte einer "typischen Männergeschichte" enthalten. Sex, Knarren und Spannung.
Gut, mit den doofen Buchtiteln und den eher mäßigen Covern reißt man die Herren der Schöpfung sicher wenig mit...

Insofern hoffe ich auf eine TV-Adaption in Form einer Serie. Irgendwann. Bis dahin müsst ihr diese geniale Reihe leider selbst lesen.

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