Echtes Buch oder eBook Reader?

Wortwanderin | 27. Juni 2013 | |

Hallo miteinander,
als Nutzer von „richtigen“ Büchern sowie auch eBooks habe ich einen recht umfassenden Eindruck beider Medien gewinnen können, deswegen werde ich hier mal Pro und Contra beider Seiten aufführen.
Elektronische Bücher? Nein, danke?
So zumindest lautete meine Meinung noch vor knapp zwei Jahren, als ich mir partout nicht vorstellen konnte, das gute alte Buch gegen eine digitale Version zu tauschen. Wo sollten denn die ganzen Sinneseindrücke bleiben? Das Gefühl des Papiers, der Geruch, das schöne Cover und das Rascheln der Seiten? Zugegeben, das eBook kann derlei Erfahrungen natürlich nicht bieten. ABER: Nicht jedes gedruckte Buch ist ein sinnliches Highlight. Dass Verlage inzwischen versuchen, mit einer schönen Aufmachung wieder Leser fürs gedruckte Buch zu begeistern, ist lobenswert. Dennoch sind natürlich nicht alle Bücher davon betroffen und so bleibt uns eine unzählige Menge an 08/15 Büchern mit ihren wenig aufwändigen Körpern. Die günstigen Taschenbücher mit ihrer teils fragwürdigen Klebung, den langweiligen Covern und den auch eher weniger griffigen Seiten. Da kann man dann auch nicht mehr wirklich von einer sinnlichen Erfahrung sprechen.
Das Umdenken
Wer sich also von der idealistischen Vorstellung des Mediums Buch verabschiedet hat und vermag, die Spreu vom Weizen zu trennen, dem erscheint der eBook Reader auf einmal gar nicht mehr so unattraktiv. Lange habe ich mich gegen so einen z.B. Kindle gewehrt – bis ich ihn einfach als Weihnachtsgeschenk bekam. Da konnte ich nicht anders, als mich damit zu beschäftigen. Und siehe da: So schlimm war’s gar nicht. Nach einer kurzen Orientierung lud ich mir das erste eBook herunter und startete das Experiment.
Eindrücke des eBook Readers
Das Lesen auf dem Kindle (wahlweise anderer Reader) ist fürs Auge unfassbar angenehm. Viele Bücherwürmer denken ja, das könne auf Dauer nicht gesund sein. Ist aber Quatsch. Nach über zwei Jahre der eBook-Nutzung kann ich keinerlei Verschlechterung meiner Sehfähigkeit feststellen. Darüber hinaus ist das Lesen bei Sonne teils angenehmer, als mit einem gedruckten Buch, das durch seine weißen Seiten deutlich mehr Licht reflektiert, als ein eBook Reader.

Das Leseerlebnis selbst ist überhaupt nicht anders, als mit einem richtigen Buch.
Innerhalb weniger Momente taucht man in die Geschichte ein. Es gibt einfach keinen Unterschied in dieser Hinsicht. Nichts, was stört, nervt oder schreit „Hallo, ich bin ein eBook und ganz anders!“Der Reader bietet natürlich noch etliche andere Vorteile, die gerade für Leute mit starker Internetnutzung interessant sein können. Das Teilen von Textpassagen, das Browsen durch die aktuellen Bücher seiner Freunde und anderer Nutzer, der einfache Zugriff auf Rezensionen und Empfehlung. Eine ganze Welt mit Nachbarn zum Mitnehmen. Und wer sein Leseerlebnis nicht rausposaunen will, der lässt es halt einfach sein.
Platzwunder, Fremdsprachenfreund
Für mich war der Kindle insofern eine Erleichterung, weil ich in meiner kleinen Wohnung eben auch nur begrentzt Platz habe. Mit zwei vollen Billy-Regalen ist hier einfach Schicht im Schacht. Ich hätte alternativ noch die Option, Bücher zu kaufen und sie nach dem Lesen wieder wegzugeben – undenkbar! Was mich rein optisch also nicht komplett durch seine grandiose Aufmachung umhaut, wird als eBook gekauft. So beibt der wenige Platz für die wirklich schönen gedruckten Bücher frei und ich muss dennoch auf nichts verzichten.

Bücher, die in gedruckter Form viele Hundert Seiten, mitunter sogar um die Tausend, haben, sind in der Handtasche natürlich schwer. Mit der digitalisierten Form hebe ich mir garantiert keinen Bruch. Ich bin tatsächlich nicht der Typ, der gebundenen Wälzer mit sich herumschleppen will. Hatte ich zu Schul- und Unizeiten genug, ich brauch das nicht mehr. Und mein Rücken erst Recht nicht.

Als jemand, der gerne auch englische Bücher liest, bietet sich mir hier der unbestreitbare Vorteil, dass die englischen eBooks deutlich günstiger sind, als ihre deutschen Geschwister. Die Ersparnisse sind teilweise lächerlich hoch. Da greift man tatsächlich lieber zum englischen Buch, spart Geld und kann davon dann noch zwei andere Werke erstehen.
Wer abwägt, gewinnt
Mit der Methode, nur die wirklich schön gestalteten Bücher in gedruckter Form zu kaufen, bin ich bisher sehr gut gefahren. Hier erfreue ich mich an der Optik und dem Gefühl/Geruch und habe wirklich noch das Gefühl, ein LeseERLEBNIS gekauft zu haben. Alles, was es in Taschenbuchfassung gibt, was man einfach mal so nebenbei lesen will, was vielleicht überdurchschnittlich dick ist oder mich schlichtweg nicht durch seine Aufmachung beeindruckt, kaufe ich weiterhin als eBook. Es gibt für mich, trotz anfänglicher Ablehnung, keinen Nennenswerten Unterschied wenn es ums Lesen an sich geht. Wer den eBook Reader nicht als Austauschen oder Ersetzen des guten alten Buches betrachten kann, findet in ihm eine wunderbare Ergänzung zu seinem Bücherregal daheim. Mich jedenfalls hat er überzeugt und ich habe nach wie vor sehr viel Spaß beim Lesen, Stöbern und Entdecken.

Dieser Artikel erschien auch auf anderen Meinungsplattformen.

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