Josephine Angelini - Göttlich verdammt (Göttlich #1)

Wortwanderin | 6. Januar 2014 | / / |
Buchdaten
Titel: Göttlich verdammt (Göttlich #1)
Autor: Josephine Angelini
Originaltitel: Starcrossed
Verlag: Dressler
Preis: 19,95 (HC) | 9,99 (Kindle Edition und TB)
Seitenzahl: 494
Kurzbeschreibung
"Schicksalhafte Liebe, antike Fehde, göttliches Erbe Die 16-jährige Helen lebt bei ihrem Vater auf Nantucket und langweilt sich. Ihre beste Freundin Claire hofft, dass nach den Ferien endlich etwas Aufregendes passiert. Der Wunsch geht in Erfüllung, als die Familie Delos auf die Insel zieht. Alle sind hin und weg von den äußerst attraktiven Neuankömmlingen. Nur Helen spürt von Anfang an großes Misstrauen. Gleichzeitig plagen sie plötzlich düstere Albträume, in denen drei unheimliche Frauen Rache nehmen wollen. Es scheint eine Verbindung zwischen ihnen und Lucas Delos zu geben. Was dahintersteckt, erfährt Helen erst nach und nach: Lucas und sie stammen von Halbgöttern ab und sind dazu verdammt, einen erbitterten Kampf auszulösen indem sie sich ineinander verlieben Der ultimative Roman für alle "Biss"- und "Panem"-Fans - mit dem hinreißenden Sehnsuchtspaar: Helen und Lucas. Eine Highschool-Romanze mit Elementen aus der griechischen Mythologie."
(Quelle: Amazon.de)
Tja, hätte ich vorher mal amazon befragt! Auf dem Buch selbst steht nämlich so gar nichts von "Biss". Sonst hätte ich es gleich stehen lassen. Die Nennung mit "Panem" ist allerdings eine Frechheit.
Leseeindrücke
Angelini schreibt in einem angenehmen Stil. Das Buch liest sich daher leicht weg und man kommt schnell voran. Sie ist sicherlich kein begnadetes literarisches Talent, aber als Jugendbuchautorin taugt die nette Schreibe allemal. Allein was den Stil betrifft, kann man nicht meckern.Ihre Charakterzeichnung fällt durchschnittlich aus. Jede auftauchende Figur hat durchaus ihre eigene Persönlichkeit, jedoch bleibt alles recht oberflächlich und austauschbar. Lediglich die beiden Protagonisten Helen und Lucas sind klar umschrieben, in ihrer Darstellung aber leider wenig spannend. Die typischen, ersetzbaren Jugendbuchschablonen von Teenagern eben.

Helen ist eine eher hölzerne bis schwer zugängliche junge Frau. Wirklich sympathisch war sie nie. Wenn sie sich nicht gerade in ihren Selbstzweifeln verliert, geht sie bei jedem falschen Blick direkt an die Decke. Sie ist eifersüchtig, abweisend, zickig, verlangend. Der Cocktail aus Emotionen, den sie bietet nervt größtenteils. Darüber hinaus mimt Lucas den Part des verliebten Jungen, der im Krieg mit sich selbst liegt, weil er Helen ja eigentlich gar nicht haben darf. Ansonsten ist er der leuchtende Held, der natürlich alles kann. Nur Helens beste Freundin Claire hat Feuer unterm Hintern und tatsächlich eine ansprechende Persönlichkeit. Warum konnte das Buch eigentlich nicht um Claire gehen?

Der oben stehende Abschnitt deutet auf ein typisches Jugendbuch-Liebesdrama-Gesülz hin, hier und da garniert mit mythologischem Schnickschnack. Und das ist es auch. Dass Angelini Mythologie studiert hat, merkt man nicht - leider. Zwar wirft sie viele mythische Figuren in den Plot, aber mehr als oberflächlich behandelt werden diese und ihr Verhältnis zueinander nicht. Ich bin sicher mit ein wenig genauerer Recherche hätte das jeder andere Autor auch so hinbekommen. Hin und wieder gibt es ein bisschen Hintergrundinformation, aber ich erfahre als Leser deutlich mehr, wenn ich den entsprechenden Wikipedia-Eintrag der Gottheit lese.

Weiter zum Plot. Der ist…furchtbar. Denn „Göttlich verdammt“ ist „Twilight“ nur mit Göttern. Es ist eine dermaßen krasse Kopie des Vampirromans, dass es stinkt. Und „Twilight“ stank ja auch schon bis zum Himmel.

Hier nur ein paar Parallelen: Die Protagonisten sind gleich alt, leben irgendwo in einem kleinen Städtchen und führen ein wenig spannendes Leben. Eines Tages zieht – oho! – eine neue Familie in den Ort. Die ist relativ groß und natürlich sind die Mitglieder umwerfend hübsch, hochintelligent und sportlich talentiert. Die Protagonisten Männlich und Weiblich verknallen sich recht schnell ineinander obwohl sich da eigentlich gar nichts entwickelt (Buchblogger schimpfen das „Insta-Love“, vom englischen Begriff „instant“ für augenblicklich und „love“, ja eben Liebe). Fortan schawenzeln sie permanent um einander rum, ja die Protagonistin wird sogar in die geheimnisvolle Familie integriert. Aber der männliche Hauptdarsteller leidet wie ein Schwein und darf seine Angebetete partout nicht haben, die natürlich keinen blassen Dunst hat, warum er so zu kämpfen hat. Sie wiederum glaubt, er spielt nur mit ihr. Das Ganze gipfelt in einer schmalzigen Teeniesülze voller abgedroschener Handlungen und ebenso ausgelutschter Dialoge (DER Beispielsatz: „Wir dürfen nicht zusammen sein!)

Ich habe mich bis etwa zur Mitte des Buches gequält, bis ich anfing mich alle paar Seiten zu fragen, warum ich mir das überhaupt antue. Es wurde immer bizarrer. Angelini schreibt einfach alles, was sie benötigt ohne Nachdenken in den Plot. Helen muss noch ein bisschen krasser werden? Oh, dann machen wir sie doch unverwundbar! Interessiert ja Keinen, dass dieser Fakt wie aus dem Nichts auftacht. Lucas kann fliegen? Natürlich ist er nach Paris geflogen - mit Überschall! Teilweise konnte ich vor Fassungslosigkeit und Amüsement nur noch den Kopf schütteln. Lachen und Weinen liegen hier sehr nah beieinander. Sehr nah.

Die letzten 150 Seiten habe ich nur noch grob überflogen. Das Ende ist ein fast schon obligatorischer, krampfhafter Plottwist, den anderen Autoren wahrlich besser beherrschen. Für mich war es aus zwei Gründen ein weiterer Lacher. Erstens, weil er so wunderbar in dieses Buch passt. Drama, Teenieliebe, waaah! Und zweitens, weil der Umgang der Figuren mit der finalen Enthüllung echt lächerlich ist. Menschen, die angeblich unsterblich ineinander verliebt sind, würden niemals, niemals so reagieren.
Fazit
Das Lesejahr 2014 KANN nur besser werden. „Göttlich verdammt“ hat eine nette Grundidee, doch Angelini plättet sie mit Schmalz, Wahllosigkeit und völliger Austauschbarkeit. Ehrlich gesagt habe ich das Buch nur deshalb zu Ende gelesen, weil mich so unterhalten hat, wie schlecht jemand schreiben kann. Ich brauche nicht zu sagen, dass ich die beiden Folgebände der Trilogie nicht lesen werde. So viel Masochismus ist dann auch nicht mehr gesund.

Dass dieses Buch so mies ist, empfinde ich als sehr schade. Ich hatte nur gutes darüber gehört und fand die Inhaltsangabe ansprechend. Dass es dann doch nur für zwei Bäume reicht, bedauere ich. Schade, wirklich. 




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