John Green - Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Wortwanderin | 22. Januar 2014 | / / / / |
Ich schreibe aus gegebenem Anlass diesen Post, denn ich bin sauer. Und enttäuscht. Und irritiert. Warum? Ich habe nun John Greens hoch gelobtes Buch "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" beendet. Irgendwie zumindest. Und entgegen aller Hoffnung, hat es mich leider überhaupt nicht gepackt. Obwohl ich schon fand, dass es ein überragendes Buch ist.

Ich habe mich dagegen entschieden, eine herkömmliche Rezension über das Buch zu schreiben. Denn NOCH EINE brauchen wir nicht. Wir alle haben Lobeshymnen auf dieses Buch geradezu um die Ohren gehauen bekommen. Und auch wenn ich mich bemühe nicht zu spoilern, kann ich nicht garantieren, dass die ein oder andere Information zu viel für manche Leser sein könnte. Wer also ganz sicher gehen will, überspringt einfach diesen Post. Alle anderen dürfen gerne auf den Link klicken.





Doch von Anfang an. Die erste Hälfte des Romans habe ich gelesen. Ich habe die Charaktere ins Herz geschlossen, mich in den Humor von Gus verliebt. Dann kam Amsterdam. Amsterdam hat für mich zwar einen Meilenstein dargestellt, aber auch sehr viel Energie aus der Geschichte genommen. Denn so sehr es mich auch wundert: Die Reise hat mich null berührt. Eher genervt. Mir war das alles viel zu langatmig, zu viel Bla Bla. Natürlich verstehe ich die Bedeutung, die diese Reise für Hazel und Gus hat. Auch diese, ja beinahe schon, Anbetung von Peter van Houten ist mir schlüssig. Dennoch kann ich nicht anders als mich zu fragen, ob wir den Kerl tatsächlich gebraucht hätten. Und ob das Buch ohne ihn vielleicht anders verlaufen wäre. Denn für mein Empfinden, hatte ich nach der Einführung des holländischen Autors ein Buch mit zwei unterschiedlichen Geschichten in der Hand.

Da ich keinerlei Interesse an dem Houten-Thema hatte, entschloss ich mich, gute 100 Seiten des Buches zu überfliegen. Manche habe ich tatsächlich überblättert. Nur um dann irgendwann zum unvermeidlichen Super-Gau zu gelangen. Gut, der war nicht der, den ich erwartet hatte. Ich war tatsächlich irgendwie betroffen. Letzten Endes wurde aber auch das wieder durch den lieber Herrn van Houten kaputt gemacht, denn nicht einmal der Schluss kann ohne ihn stattfinden. Wahrscheinlich hätte ich Buch im letzten Drittel wesentlich aufmerksamer gelesen, hätte mir diese Amsterdam-Reise nicht schon vorher so viel verleidet. Die Luft war raus für mich.

So fehlte mir die emotionale Bindung zu Hazel und Gus, die am Ende ja überaus wichtig ist. Anders kann man sich die vielen Tränen anderer Leser ja gar nicht erklären. Hazel war mir durchweg sympathisch, auch wenn ich ein eher steriles Verhältnis zu ihrem Charakter hatte. Gus hingegen kam mir da wesentlich mehr entgegen. Und auch, wenn ich den beiden ihre Liebe wirklich gegönnt habe, so bin ich immer noch kein Fan von Insta-Love.

Moment, die waren doch gar nicht sofort verliebt? Ja, mag sein. Liebe ist vielleicht ein starkes Wort. Aber der Weg von der ersten Begegnung bis zum ersten gemeinsamen DVD gucken ist ja gerade mal ein paar Seiten lang. Insofern doch recht schnell. Es gibt nur einen einzigen Grund, warum ich das nicht für komplett an den Haaren herbei gezogen halte. Und das ist der, dass mein Freund und ich eine ähnlich flotte Karriere als Paar hingelegt haben. Möchte ich das aber in einem Buch auch so? Eher nein.

Darüber hinaus war mir das alles doch etwas zu gewollt. Zu gewollt bedeutsam. Zu gewollt bedrückend und traurig. Und die Lebenslehre sprang mir dann doch etwas zu offensichtlich und aggressiv ins Gesicht. Es ist verständlich, dass man bei einem Jugendbuch auch noch mal den Zeigefinger hebt, schließlich gibt's noch viel zu begreifen. Ich hätte mir das aber etwas feiner gewünscht.

Nun sitze ich also hier, denke an dieses Buch und wünschte mir, es hätte mich mehr berührt. Dann hätte ich es vielleicht mehr zu schätzen gewusst. Ich finde es wirklich sehr, sehr gut...irgendwie zumindest. Ich verstehe, warum es so erfolgreich und beliebt ist. Und vermutlich wird es, völlig zu Recht, in vielen Klassenzimmern gelesen werden. Aber mich hat "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" traurigerweise recht kalt gelassen. Daher bin ich sauer auf mich und das Buch. Irritiert, weil ich mich frage, ob ich zu viel verlangt habe. Enttäuscht, weil ich mich auf diese Lektüre so gefreut hatte und ich eben nicht begeistert war.




Ich hätte diesen Roman sehr gerne gemocht und ihm all das Lob ausgesprochen, das er verdient.
Aber ich kann nicht. 3 von 5 Bäumen von mir.

Wortwanderin

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