Colette McBeth - Zorneskalt

Wortwanderin | 21. Februar 2014 | / / |




Nachdem ich zum Jahreswechsel an einem Gewinnspiel des blanvalet Verlags teilnahm, gewann ich einige Tage darauf ein Exemplar des Thrillers "Zorneskalt" von Colette McBeth. Mit purer Absicht las ich keine Rezensionen, um völlig unbefangen an mein erstes Leseexemplar heran zu gehen. Der Rückentext versprach einen Thriller im Stile von S.J. Watsons "Du.darfst.nicht.schlafen.". Den hatte ich vor wenigen Monaten geradezu verschlungen, insofern war ich sehr gespannt, was dieses Autorendebut für mich bereit halten würde.









Rachel Walsh ist Kriminalreporterin, frisch verliebt und erfolgreich im Job. Nach ihrer von Hänseleien geprägten Jugend, wähnt sie sich endlich auf der Siegerseite. Doch dann wird sie zu einer Pressekonferenz berufen - eine junge Frau ist verschwunden. Mit Schrecken erblickt Rachel auf dem Vermisstenfoto ein bekanntes Gesicht: Das ihrer besten Freundin Clara O'Connor. Erst wenige Tage zuvor war sie mit ihr in einer Bar verabredet, doch Clara war nie erschienen. Rachel wird in eine Spirale aus Angst, Rache, Schuld und Verrat verstrickt, in der nicht zuletzt sie selbst eine tragende Rolle zu spielen scheint.


Der gesamte Roman ist in Briefform verfasst, wobei die Geschichte jedoch nur einen einzigen, langen Brief darstellt. Es ist Rachels, die aus der Ich-Perspektive ihre Erlebnisse nach Claras Verschwinden erzählt und dabei das Wort direkt an ihre beste Freundin richtet. Ich habe mich mit dem Erzählstil etwas schwer getan, denn die fortschreitende Handlung wird immer wieder unterbrochen von Rachels privaten Worten an Clara. Auch die vereinzelten Rückblenden in vergangene Jahre, trafen leider nicht meinen Geschmack, obwohl sie durchaus sinnvoll waren.

Rachel war eine Figur, die ich in keiner Weise mochte. Sie war unsicher und es fehlte ihr komplett an Rückrat. Darüber hinaus war sie ganz groß beim Nörgeln, setzte sich aber nicht aktiv für eine Verbesserung der Situation ein. Dass ihr Verhalten, und auch das von Clara, bereits in jungen Jahren in einer höchst ungesunden Freundschaft gipfelt, überrascht da nicht. Rachel war so konträr zu mir als Leser, dass sie mir beinahe das ganze Buch verleidet hätte.

Gute Dreiviertel des Buches bemüht man sich also, durchzuhalten. Rachel zu ertragen. Hätte ich nicht so sehr wissen wollen, wie es denn nun ausgeht, hätte ich wegen Rachel sicherlich abgebrochen. Unglücklicherweise sind auch die meisten Ereignisse vorhersehbar. So war ich beim Lesen nicht wirklich überrascht. Doch dann spitzt sich die Situation zu und Colette McBeth zeigt dem Leser final eine lange Nase.

Der Plot-Twist am Schluss ließ mir alles aus dem Gesicht fallen. Radierte meinen Ärger über die Protagonistin sofort aus. Auf einmal ergab alles Sinn, die Puzzleteilchen fügten sich zusammen und es lief mir kalt den Rücken runter. Was wie ein gewöhnlicher Thriller um eine vermisste Person begann, entspinnt sich in einem abgründigen Trip um übertriebene Zuneigung, Mädchengezicke und Besitzdenken. Eine wirklich krankhafte Charakterzeichnung inklusive.


Abschließend bleibt zu sagen, dass dieses Thrillerdebüt eine solide Leistung ist. Der Aufbau ist langatmig und zeigt Luft nach oben. Logische, erschreckende Abschlüsse beherrscht die Autorin aber schon jetzt. Der Erzählstil ist etwas sperrig, entfaltet sich dennoch sinnvoll. Trotz einiger Abstriche, bin ich mit "Zorneskalt" dann doch noch warm geworden. Von mir 3 von 5 Blättern.





Titel: Zorneskalt
Autor: Colette McBeth
Originaltitel: Precious thing
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag
Genre: Thriller
Seitenzahl: 384
Preis: 12,99€ (TB) | 9,99€ (Kindle Edition) | ab ca. 9€ (diverse Hörbuchmedien)


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©Cover & Plakat: Blanvalet Taschenbuch Verlag

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