Alice Walker - Die Farbe Lila

Wortwanderin | 11. März 2014 | / / / / |



Es gibt Bücher, die so bedeutend sind, dass man sich kaum an sie herantraut. Schon lange lag "Die Farbe Lila" von Pulitzer Preisträgerin Alice Walker auf meinem SUB, aber ich konnte mich kaum dazu durchringen, es zu lesen. Zu erdrückend die Thematik, zu traurig die Schilderungen. Als ich dann allerdings das Los aus meinem SUB-Lostopf zog, gab ich mir einen Ruck und begann zu lesen...




"Celie, die mit 13 Jahren erstmals von ihrem Vater vergewaltigt wurde, übernimmt mit dem Tod der Mutter nicht nur die Haushaltspflichten, sondern bleibt Objekt der sexuellen Begierde ihres Vaters. Um ihre Schwester Nettie zu schützen, wehrt sie sich nicht. Zweimal wird Celie schwanger, die beiden Kinder gibt der Vater weg. Als der Witwer Albert Nettie heiraten will, bekommt er stattdessen Celie. Diese muss sich nun um die Kinder und den Haushalt von Albert kümmern sowie die Feldarbeit erledigen. Albert schlägt sie regelmäßig und beutet sie sexuell ebenso aus wie ihr Vater. Eines Tages bringt Albert seine Geliebte, die glamouröse Sängerin Shug Avery, nach Hause. Celie pflegt die kranke Shug und die beiden gänzlich unterschiedlichen Frauen freunden sich an..."
(Quelle: amazon.de)

 
Der Einstieg in den Roman fiel mir schwer, denn er ist ausschließlich in Briefform verfasst. Dazu kommt die unausgereifte Sprache Celies, die oft kindisch anmutet. Ihre Satzkonstruktionen sind daher nicht selten ein grammatikalisches Fiasko. Für mich war das so anstrengend zu lesen, dass ich nach 25 Seiten mit dem Gedanken spielte, das Buch einfach abzubrechen. Obwohl mir durchaus klar war, warum Celie so spricht oder schreibt. Doch Celie hat etwas warmherziges, fesselndes. Ich konnte nicht aufhören zu lesen und gab dem Roman noch eine Chance. Celies Sprache wird zwar nur etwas besser, aber im Verlauf der Geschichte stößt man sich immer weniger daran.

Ein Lese-Erlebnis wird es jedoch erst, als Shug in Celies Leben tritt. Denn die robuste Lady ist das genaue Gegenteil von Celie und steht auch sonst im Kontrast zum damaligen Leben schwarzer Frauen. Shug holt sich, was sie will, schöpft aus dem Vollen und genießt ihr Leben. Eine Einstellung, die sich langsam auf Celie überträgt. Es war berührend und schön zu lesen, wie sich Celie allmählich ihrer Fesseln entledigt.

Dennoch: Gerade diese düsteren Aspekte der Geschichte kommen im Buch nicht wirklich zum Tragen. Sie erschüttern nicht. Sie ergreifen nicht. Das liegt zum einen daran, dass Celie lediglich in ihren Briefen von z.B. ihren Vergewaltigungen erzählt, man aber als Leser auch nicht wirklich "dabei" ist. Und letzten Endes ist auch ihr mangelndes Ausdrucksvermögen Schuld. Denn das Grauen kann Celie partout nicht die Worte fassen, die es gebraucht hätte um den Leser zum Weinen zu bringen. So geht ein entscheidender Teil des Romans in seiner Wirkung flöten. Ich blieb unberührt.

Im Verlauf des Buches konnte ich meinen Frieden machen mit der eher spröden Herangehensweise der Autorin. Ich gewöhnte mich an die ewigen Beschreibungen und Nacherzählungen Celies. Fand mich damit ab, eher ein Beobachter zu sein. In gewisser Weise wuchsen mir die Figuren sogar ans Herz. Doch hätte ich mir mehr gewünscht. Leider blieb alles merkwürdig steril. 


Abschließend bleibt zu sagen, dass "Die Farbe Lila" mit Recht eine so bedeutende Geschichte ist. Und doch würde ich spontan eher zur Verfilmung, statt zum Buch raten. Die hatte mich nämlich deutlich mehr gepackt und emotional mitgenommen. Das Buch war eine schöne Lektüre, konnte mich allerdings nicht wirklich überzeugen. Der ungewöhnliche Stil nimmt leider viel Energie heraus und macht das Eintauchen unnötig schwer. Der Roman kann seine Wirkung nicht völlig entfalten. 3 von 5 Blättern von mir.




Titel: Die Farbe Lila
Autorin: Alice Walker
Originaltitel: The color purple
Genre: Roman, Lebensgeschichte, Afroamerikanische Literatur
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 272
Preis: 8,99€ (TB)


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